Schwarz, zäh, klebrig und vor allem schwer zu entfernen. Das haben Teer und Bitumen gemeinsam. Was aber tut man nun, wenn man es wirklich mit einem solch hartnäckigen Flecken zu tun hat? Welche Möglichkeiten der Reinigung bieten sich für welche Oberflächen an? Wir sind der Sache mal auf den Grund gegangen.
Was sind Teer und Bitumen überhaupt?
Bitumen ist ein Kohlenwasserstoffgemisch, das mittels Vakuumdestillation aus Erdöl gewonnen wird. Es handelt sich um einen klebrigen und abdichtenden Stoff, der fast nicht flüchtig ist. Für seinen charakteristischen Geruch sind schwefelhaltige Kohlenwasserstoffe verantwortlich. Bitumen verfügt über zahlreiche nützliche Eigenschaften. Der Stoff ist wärmeisolierend und ausgesprochen widerstandsfähig gegenüber Wasser, Luft sowie gegenüber zahlreichen Chemikalien. Daher wird Bitumen unter anderem für Bautenschutzmittel, Isolieranstriche oder Dichtungsbahnen verwendet. Neben dem industriell produzierten Bitumen kommt der Stoff außerdem in dem sogenannten Naturasphalt vor.
Fälschlicherweise wird die Bezeichnung „Teer“ sehr häufig synonym für Bitumen verwendet. Es handelt sich zwar auch um ein Kohlenwasserstoffgemisch, dennoch ist es ein anderer Stoff, der Bitumen jedoch in Bezug auf Farbe und Konsistenz ähnelt. Teer wird durch einen zersetzenden thermischen Prozess, die sogenannte Pyrolyse, aus fossilen Brennstoffen wie Steinkohle und Braunkohle gewonnen. Bei Teer handelt sich primär um ein Kohlenwasserstoff-Gemisch.
Die Verwechslung von Teer und Bitumen kann dadurch zustande kommen, dass Straßen früher geteert wurden. Heute wird hierfür jedoch Bitumen verwendet, da von Teer ein zu hohes Risiko für die Gesundheit von Menschen ausgeht.
Welche Möglichkeiten zur Reinigung stehen für welches Material bereit?
Zum Ärger der stolzen Besitzer findet man Teer- und Bitumenverschmutzungen bevorzugt an Autos. Man fährt nur kurz über eine frisch asphaltierte Straße und schon ist es geschehen: eine klebrige Schmiere am Lack, an den Felgen und an den Reifen.
Auch auf Baustellen, auf denen Bitumen beispielsweise als Dichtungsmaterial zum Einsatz kommt, landet der eine oder andere Bitumen-Tropfen schnell mal dort, wo er eigentlich nicht hingehört. Ob auf den gerade verlegten Fliesen oder dem hochwertigen Naturstein – die Flecken sind mehr als ärgerlich.
Je nach Art und Beschaffenheit des verschmutzten Materials lassen sich diverse Verfahren und Mittel zur Reinigung anwenden. Doch das Bitumen und Teer-Entfernen entfernen ist kein einfaches Unterfangen. Aber dennoch ist es kein Grund zum Verzweifeln, wenn ein hartnäckiger Flecken entstanden ist.
Allgemeine Tipps und Hausmittel
Vorbeugen ist besser als Nachsorgen. Beim Hantieren mit Stoffen wie Teer oder Bitumen lohnt es sich, nicht zu behandelnde Flächen abzukleben und abzudecken. Insbesondere bei nur schwer zu reinigenden Flächen aus empfindlichen Materialien lohnt sich der Aufwand. Denn schließlich erfordert eine anschließende Reinigung nicht nur Geld, sondern auch Zeit.
Sollte dennoch mal etwas danebengehen, empfiehlt es sich, möglichst schnell zu handeln. Teer- und Bitumenflecken können sich richtig festsetzen und im Laufe der Zeit sogar Verbindungen mit einigen Materialien eingehen. Wärme soll bei der Reinigung von hartem Bitumen helfen, da der Stoff dadurch wieder flüssiger wird.
Statt auf aggressive Reiniger zurückzugreifen, schwören einige auf Hausmittel. Ganz oben auf der Liste steht hierbei gewöhnliche Butter. Da es sich um ein relativ harmloses Mittel handelt, kann es nahezu auf allen Oberflächen angewendet werden, die nicht fettempfindlich sind. Ob Fliesenbelag, Autolack oder Felgen: Man soll mit Butter sogar Teer oder Bitumen von Alufelgen entfernen oder aber problemlos Schmiere vom Autolack entfernen können. Wer es noch günstiger versuchen möchte, kann auch Margarine austesten.
Ein weiterer Tipp aus Omas Trickkiste ist Waschbenzin. Dies sollte jedoch auf keinen Fall auf Autolack Verwendung finden, da Beschädigungen nicht ausgeschlossen werden können.
Wärme, Butter und Waschbenzin – das hört sich alles gut und einfach an. Allerdings ist die Anwendung dieser Tricks und Hausmittel nicht immer von Erfolg gekrönt. Für besonders hartnäckige Teerflecken mussten daher weitere Mittel und Verfahren entwickelt werden.
Chemische Mittel
Im Handel sind sogenannte Teer- und Bitumenentferner erhältlich. Die häufig auf Lösungsmittel basierenden chemischen Entferner werden meist als Spray oder als flüssiges Reinigungsmittel angeboten. In der Regel eignen sie sich für unterschiedliche Materialien, die typischerweise auf Baustellen an Wohngebäuden anzutreffen sind. Hierzu gehören unterschiedliche Kunststoffe, PVC, Fliesen, Emaille, Keramik, Glas, Porzellan, Metall, Putz, Beton oder Holz. Einige der chemischen Reinigungsmittel sind auch für lackierte Flächen wie zum Beispiel lackierte Autos geeignet. Andere chemische Reinigungsmittel sind explizit für die Verwendung an Autos oder auch Campingwagen gedacht. Allerdings sollte man sich genau informieren, bevor man den Reiniger auf einer solch empfindlichen Oberfläche anwendet. Außerdem wird dazu geraten, den Reiniger vorab an einer unauffälligen Stelle zu testen.
Obschon die Mittel als Teer- und Bitumenentferner betitelt werden, können auch weitere stark öl- oder fetthaltige Verschmutzungen bearbeitet werden. Einige Reinigungsmittel sollen auch andere schwierige Flecken zum Beispiel von Kugelschreibern beseitigen können.
Laut Herstellerangaben ist die Reinigung mit dem Teer- und Bitumenentferner ganz unkompliziert. Vor der Anwendung müssen grobe Verschmutzungen mit einem Spachtel oder Schaber abgekratzt werden. Anschließend soll das Mittel auf die zu behandelnde Fläche aufgetragen und nach einer kurzen Einwirkzeit mit Tüchern wieder abgenommen werden. Im Anschluss ist meist mit klarem Wasser nachzuspülen. Sollte die Verschmutzung nicht verschwunden sein, kann das Verfahren wiederholt werden.
Auch wenn sich die Beschreibung vollkommen unproblematisch anhört, sind die chemischen Reiniger alles andere als harmlos. Viele haben eine langfristig schädigende Wirkung auf Wasserorganismen und sind somit absolut umweltschädlich. Außerdem sind die Reiniger schädlich für die Anwender. In der Regel rufen sie schwere Augenreizungen und allergische Reaktionen der Haut hervor. Einige der Mittel können beim Eindringen in die Atemwege oder beim Verschlucken sogar tödlich sein. Das Einatmen der enthaltenen Lösungsmittel führt zu Benommenheit und Schläfrigkeit.
Des Weiteren müssen die Herstellerversprechen mit Vorsicht genossen werden, denn insbesondere Flecken, die schon seit längerer Zeit auf der Oberfläche haften, beseitigen die chemischen Mittel nicht. In diesen Fällen raten Experten vor allem bei Autos zusätzlich zum Einsatz von Dampfreinigern oder Reinigungsknete.
Sandstrahlen
Beim Sandstrahlverfahren werden Druckluftstrahlen mit einem Strahlmittel auf die zu reinigenden Oberflächen gerichtet. Hartnäckige Teerflecken oder Bitumenflecken werden unter Druck mithilfe des Strahlmittels gelöst und abgetragen. Ein positiver Nebeneffekt: Auch Rost und andere Verschmutzungen können von dem Material gelöst werden. Gerade am Auto ist das Sandstrahlverfahren daher oft lohnenswert.
Obgleich im engeren Sinne unter Sandstrahlen tatsächlich das Verfahren mit Sand gemeint ist, werden auch Strahlmethoden mit anderen Mitteln hierunter gefasst. Doch selbst beim Sand ist je nach Einsatzgebiet auf die jeweilige Körnung zu achten. Denn abgesehen von dem reinigenden und polierenden Effekt haben Strahlmittel in unterschiedlicher Intensität auch eine abrasive Wirkung, sodass die oberen Schichten der zu behandelnden Fläche abgetragen und das Material aufgeraut wird.
Auch wenn Sandstrahlenverfahren ebenfalls von Privatpersonen mit einer geliehenen Ausrüstung durchgeführt werden, ist es daher empfehlenswert, eine professionelle Firma zu beauftragen, die die passenden Strahlmittel für die jeweiligen Einsätze auswählt. Wenn man Teer von Reifen oder von Alufelgen entfernen möchte, ist Sand eher ungeeignet. Für Felgen werden Glasperlenstrahlen empfohlen. Eine andere Alternative stellen Trockeneisstrahlen dar.
Trockeneis
Bei der Methode mit Trockeneis handelt es sich ebenfalls um ein Strahlverfahren, bei dem Trockeneispellets auf die zu reinigende Oberfläche gerichtet werden. Hierbei treffen die Pellets, die aus gefrorenem Co2 bestehen, mit einer Temperatur von minus 78 Grad auf Teer, Bitumen oder sonstige Verunreinigungen. Der Schmutz wird durch den Kälteschock spröde. Das Co2 geht innerhalb eines Augenblicks vom festen, gefrorenen in einen gasförmigen Aggregatzustand über. Hierdurch vergrößert es sein Volumen um das fünfhundertfache. Teer, und Bitumen werden aufgesprengt und abgelöst – auch an schwer zugänglichen Stellen. Ähnlich wie auch beim Sandstrahlverfahren werden auch mit dem Trockeneis weitere Verschmutzungen gleich mitgelöst.
Die professionell durchgeführte Methode mit dem Trockeneis gilt als ausgesprochen umweltfreundlich, da ausschließlich Co2 verwendet wird, das anschließend wieder in die Atmosphäre übergeht. Auf diese Weise entsteht kein zusätzlicher Abfall. Auch Chemikalien werden bei dem Trockeneisverfahren nicht verwendet. Des Weiteren handelt es sich um eine äußerst materialschonende Methode. Die Anwendung auf empfindlichen Flächen wie auf Alufelgen oder auf Autolack ist problemlos möglich.
Fazit
Wer Bitumen oder Teerflecken von seinem Auto oder von Fliesenbelag entfernen möchte, steht vor einer schwierigen, aber keineswegs unlösbaren Aufgabe. Für die Reinigung stehen unterschiedliche Methoden bereit, von denen einige in Eigenregie und andere von professionellen Firmen durchgeführt werden (sollten).
Hausmittel wie Butter oder Margarine klingen verführerisch, da sie weder kostenintensiv, noch umweltschädlich sind. Einen Versuch ist es in den meisten Fällen wert. Sollte dieser fehlschlagen, muss man sich wohl oder übel nach Alternativen umsehen.
Beim Sandstrahlverfahren werden Bitumen- und Teerflecken zuverlässig mithilfe von Druck in Kombination mit einem Strahlmittel entfernt. Wer nebenbei ein bisschen Rost entfernen möchte, ist mit dem Sandstrahlverfahren gut beraten. In Abhängigkeit von der Körnung und Beschaffenheit des Strahlmittels können Böden ebenso wie Autos behandelt werden.
Gerade bei empfindlichen Oberflächen, wenn man zum Beispiel die klebrige Schmiere vom Autolack entfernen möchte, empfiehlt sich jedoch das Trockeneisverfahren. Bei der umweltfreundlichen Methode wird besonders schonend vorgegangen, da Trockeneis als nicht abrasiv gilt.
Nahezu unverantwortlich scheint der Einsatz von chemischen Mitteln, die Bitumen oder Teer entfernen. Viele Mittel schädigen die Umwelt nachhaltig und einige können sogar tödlich für den Menschen sein. Auch wenn die Mittel zunächst günstiger erscheinen als professionelle Strahlverfahren, so tragen die Gesellschaft und die nachfolgenden Generationen die Folgekosten, die aus den Konsequenzen für die Umwelt entstehen.